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Ein Lehrer auf vier Pfoten


Seit mehr als zwei Jahren ist der Schulhund Sammy wöchentlich zusammen mit seinem Hundeführer Harald Beck als „Co-Lehrer“ im Schulzimmer auf Posten. Über seinen Hund und seine Erfahrungen erzählt unser erfahrener Mathematik Lehrer im Interview. Herr Beck es ist erwiesen, dass Hunde generell auf Menschen entspannend und motivierend wirken. Welche Erfahrungen machen Sie mit Ihren Schülern und Sammy?

Die Jugendlichen reagieren unterschiedlich, je nach Erfahrungshintergrund. Selbstverständlich zwinge ich niemanden zum Mitmachen. Wenn sich ein Jugendlicher nicht traut, erhält er die Rolle als Beobachter. Es ist aber schön zu sehen, dass diese Schüler sich mit der Zeit auf Sammy einlassen können und zumindest ihm gegenüber ihre Angst ablegen. Ich arbeite ja nicht in jeder Lektion mit Sammy, oft liegt er im Schulzimmer auf seinem Platz. Wenn die Schüler dann zu laut werden, bitte ich sie, auf den Hund Rücksicht zu nehmen. Das klappt dann deutlich schneller und besser, als wenn ich kein „Hundeargument“ habe (er lacht). Wie wird Sammy im Unterricht integriert? Welche Aufgaben erhalten die Schüler / Sammy?

Dies ist recht unterschiedlich. Einerseits zeige ich den Schülern, wie sie Sammy einfache Befehle wie „sitz“, „platz“, „give me five“, „Rolle machen“ und anderes geben. Wichtig ist es darauf zu achten, die Befehle klar und deutlich auszusprechen und dem Hund dabei mit der richtigen Geste zu zeigen, was er tun soll. Für die Jugendlichen ist es manchmal nicht so einfach, vor ihren Schulkollegen dies wie verlangt umzusetzen. Aber dies ist genau ein wichtiges Lernmoment: wie wirke ich auf mein Gegenüber ein, welche Reaktion erhalte ich, wenn ich mein Verhalten ändere? Und natürlich ist in dieser Lektion Lernen ohne Notendruck möglich.

Manchmal setze ich Sammy auch ein, um eine Abwechslung in den Unterricht zu bringen. So durchlaufen die Schüler zum Beispiel verschiedene Mathematikposten, wobei sie bei jedem Wechsel Sammy dazu bringen, für sie einen Würfel zu werfen. Mit der gewürfelten Zahl gelangen sie dann zur nächsten Aufgabe. Welche Akzeptanz geniesst Sammy bei den Eltern, bei den anderen Lehrpersonen?

Vor dem Start des Projektes haben wir selbstverständlich die Eltern an einem Elternabend informiert. Eigentlich waren alle begeistert, einzig vielleicht die Sorge, wie es für Kinder ist, welche Angst vor Hunden haben. Meine Arbeitskollegen freuen sich immer sehr, wenn Sammy mit dabei ist, im Lehrerzimmer wird er fast zu sehr „verwöhnt“ und erhält seine Streicheleinheiten für die ganze Woche. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ihren Hund Sammy als Schulhund auszubilden?

Ich wurde von den Leitern der Hundeschule dazu motiviert. Sie bemerkten, wie gut und auch gerne Sammy gelernt hat und wie er von seinem Wesen her ausgeglichen und menschenbezogen ist. Förderlich die Tatsache, dass Sammy von seiner Rasse her ein sogenannter „Allergikerhund“ ist, da er kaum Haare verliert. Ich persönlich fand und finde es spannend, mit Sammy zu arbeiten und zu beobachten, wie das Tier lernt, mit verschiedensten Situationen umzugehen und sich richtig zu verhalten. Eine gute Beziehung zwischen Hundeführer und Tier ist eine wichtige Voraussetzung für die Ausbildung. Wie sah die Ausbildung aus?

Ich habe mit Sammy verschiedene Kurse durchlaufen. Angefangen mit dem Welpenkurs (Hundeschule), dann Begleithundekurs, gefolgt vom Therapiehundekurs mit Schwerpunkt für Einsätze in Schulklassen. Ein Schulhund muss, im Gegensatz zum Therapiehund, zum Beispiel auch lernen, in einer Gruppe von (unruhigen) Jugendlichen zu „funktionieren“, so dass er nicht abgelenkt ist oder selber unruhig wird. …. Geht Sammy immer gerne zur Schule?

Ja! Absolut. Sonst müsste ich sein Pensum reduzieren. Nein, es ist wirklich so. Ich erkenne dies zum Beispiel daran, dass er an seinem „Arbeitstag“ sehr gerne in seine Transportkiste (= Radanhänger bis zum Bahnhof) steigt, scheinbar freudig auf das was kommt. Aber auch klar, weil er weiss, dass es viele „Leckerlis“ gibt! Vielen Dank für das Interview, Herr Beck!

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